Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden.
(Matthäus
6:10 // Schlachter 2000)
Wenn ich nicht weiß, was ich beten soll,
ziehe ich mich oft auf das von Jesus empfohlene Gebet an seinen Vater zurück,
das Vater Unser. Dabei versuche ich bewusst, es nicht einfach abzuspulen wie
ein Verslein, das man halt so sagt, sondern ich mache mir Gedanken zu den
einzelnen Zeilen. Zum Beispiel beim täglichen Brot, da überlege ich mir, was
Gott mir für Möglichkeiten gegeben hat, Geld zu verdienen, damit ich das
tägliche Brot kaufen kann. Oder bei der Versuchung, da denke ich drüber nach,
wo ich manchmal weltliche Dinge an die Stelle Gottes setze.
Die Stelle, an der ich aber am meisten ins
Grübeln komme ist die oben zitierte. „Dein Wille geschehe.“ Ja, darum bitte ich
ihn. Aber will ich das wirklich? Was ist, wenn es unbequem wird? Was ist, wenn
es wehtut? Gerade dann hilft es, wenn ich Gott kenne und weiß, dass ich mich 100%ig
auf ihn verlassen kann. ER ist gut, sein Wort hat Bestand, er hält seine
Versprechen. ER geht mit uns durch die Stürme, und in ihm dürfen wir ruhig
sein. Im Nachlass meiner Mutter, die viel zu früh an Krebs gestorben ist, habe
ich eine Postkarte mit dem folgenden Gedicht gefunden. Definitiv etwas zum
Nachdenken. Wie verändert sich mein Bild von Gott, wenn ich diese Zeilen lese?
Kommen nur mir dabei ein paar Tränen in die Augen?
Die
schwerste Bitte:
Dein
Wille geschehe
Dein
Wille geschehe!, so sprach ich auch gern,
als
Not und Trübsal und Sorge fern.
Dann
kamen Stunden, so bang und so schwer,
da
wollt es kaum über die Lippen, o Herr.
Wenn
das Herz blutet, die Seele weint,
wenn
der helle Tag uns wie Nacht erscheint,
dann,
dann ist es so unsagbar schwer,
zu
sprechen: Dein Wille geschehe, o Herr!
Dann
möchte ich rufen: Herr, muss das denn sein?
Nur
das nicht, nur das nicht, o Vater mein!
Und
das Herz sträubt sich, den Weg zu geh´n,
es
kann den Allmächtigen nicht versteh´n
und
es ruft wohl in all dem Schmerz und Pein:
Mein
Gott, mein Gott, soll das Liebe sein?
Und
wieder und wieder: o, Vater, vergib,
vergib
meine Zweifel. Du hast mich doch lieb.
Verzehrt
sich das Herz auch in Weh und Pein,
muss
dennoch Dein Weg der rechte sein.
Dein
Wille geschieht zwar,
wenn
ich´s auch nicht will,
doch
macht dieses Wissen das Herz mir nicht still.
Herr,
lehr Du mich rufen von Herzensgrund,
dass
ich sprech mit dem Herzen
und
nicht mit dem Mund.
Dein
Wille geschehe! - Nicht wie ich will!
Nur
so wird es in mir allmählich still.
Herr,
wende Dein Herz ganz ab von der Welt,
und
führe Du mich, wie es Dir gefällt.
Sind
rauh auch die Wege und dornenvoll,
ich
weiß, Du führest mich dennoch wohl.
Dies
soll meine tägliche Bitte sein,
dass
ich nichts mehr begehre als Dich, Herr allein.
Dein
Wille gescheh´, wenn die Sonne lacht.
Dein
Wille gescheh´ in Trübsalsnacht.
Dein
Wille gescheh´- jetzt und ewiglich,
so
nimm Herz und Hände und führe mich!
Wenn
ich auch das Ziel Deiner Wege nicht seh´,
Du
führest mich doch wohl, o Herr.
Autor:
Pastor Hermann Enke aus Elbing/Westpreußen
Verlag:
SCHÄFER-VERLAG PLAUEN i.V.
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