Dienstag, 12. Mai 2020

12. Mai 2020: vom Still sein


Der Herr wird für euch kämpfen, und ihr sollt still sein!
(2. Mose – Exodus 14:14 // Schlachter 2000)

Das fällt mir nun mal wirklich nicht leicht. Still sein. Nicht unbedingt, weil ich die ganze Zeit reden muss, ab und an kann ich doch mal den Mund halten. Aber dann auch noch stillsitzen, nichts tun, und auf Gott warten? Da gibt es ein Lied im Englischen „strength will rise as we wait upon the Lord“. – unsere Kraft / Stärke wird zunehmen, wenn / während wir auf Gott warten. Wie soll das denn gehen?

Da gehört schon eine ganze Menge vertrauen dazu. Die Israeliten sind in unserer Geschichte eingeklemmt – vor ihnen das Wasser, hinter ihnen die Ägypter. Da bietet sich Panik als bequeme Lösung an. Und was ruft Mose ihnen zu? Macht Euch mal locker … tut nichts … sagt noch weniger … Gott hat’s im Griff!

Wie oft habe ich schon Gott etwas hingelegt, steht ja im Matthäus 11:28 dass wir das machen sollen, nur um es wenig später wieder aufzuheben, es quasi Gott wegzunehmen und es wieder zu meinem Problem zu machen. Hmpf. Meistens endet es damit, dass ich es Gott noch ein paar Mal anvertraue und doch nicht aufhöre, dran rumzukauen.

Da gab’s mal jemand, der hieß zuerst Abram und dann Abraham. Gott hatte ihm versprochen, dass er trotz seines hohen Alters Papa werden würde von seiner Frau Sarai (später Sarah). Und was machte er? Nicht auf Gott warten, sondern selber eine Lösung für das Problem suchen. Statt mit seiner Frau zeugte er ein Kind mit seiner Magd Hagar (wohl damals nicht unüblich), das Ergebnis war Ismael, der Stammvater aller Araber, aber nicht Teil von Gottes Plan oder Heilsgeschichte. Hätte er doch mal auf Gott gewartet und wäre still geblieben.

Frage: In was für Kämpfe bin ich verwickelt, die ich eigentlich Gott überlassen sollte? An welcher Stelle sollte ich aufhören, zu tun und anfangen, einfach nur zu sein? Wie kann ich mein Vertrauen in Gott stärken um ihm noch mehr zu vertrauen und ihn für mich streiten zu lassen?



Montag, 4. Mai 2020

4. Mai 2020: vom Schweigen


 Aber der Herr ist in seinem heiligen Tempel – sei still vor ihm, du ganze Erde!
(Habakuk 2:20 // Schlachter 2000)

In der Tat ist die Erde relativ still momentan, es ist ja auch drei Uhr morgens. Da liegen die meisten im Bett und schlafen, und für viele gelten noch irgendwelche Ausgangs­be­schränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Virus Pandemie. Trotzdem ist es hier zumindest still. Auch auf den Straßen der Metropolregion, auf denen ich heute Nacht unterwegs war.

Der Prophet Habakuk begegnet uns bei der täglichen Bibellese oder der sonntäglichen Predigt leider eher selten. Trotzdem hat er einiges zu sagen, und die Lektüre lohnt sich. Erst verdammt er die menschengemachten Götzenbilder, in denen kein Leben und kein Geist ist, und dann kommt er zu dieser Gegenüberstellung. Die Götzenbilder sind tot und leer, aber Gott ist in seinem Tempel, und die ganze Erde soll still vor ihm sein.

Das fällt uns manchmal schwer, vor Gott still zu werden. Für mich ist das auch ein Teil der Anbetung, des Respekts, den ich vor dem allmächtigen, allwissenden und allgegenwärtigen Gott haben sollte, haben muss. In manchen moderneren Gottesdiensten scheint das eher zu kurz zu kommen, während andere Gemeinden wie die katholische Kirche oder die Lutheraner, bei denen ich in Amerika viele Jahre in den Gottesdienst gegangen bin, es sehr ernst nehmen. Sei es ein Aufstehen oder Niederknien, manches mag wie eine überholte Tradition oder ein altmodischer Ritus wirken, aber es gehört einfach dazu. Anbetung gehört Gott, und nur ihm – darauf weist Jesus im Lukas 4:8 hin.

Frage: Was bedeuten für mich die Begriffe Ehrfurcht und Anbetung? Gebe ich Gott die Ehre, die ihm gebührt? Gehört für mich auch das Zeit-nehmen und Still-werden dazu, wenn ich realisiere, dass Gott der Herr in seinem heiligen Tempel ist? Wie nehme ich Gott wahr in seiner Allmacht?



Bildquelle: https://images.nasa.gov/details-iss061e110433

Samstag, 2. Mai 2020

2. Mai 2020: von der Schwachheit


Ebenso kommt aber auch der Geist unseren Schwachheiten zu Hilfe. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; aber der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern.
(Römer 8:26 // Schlachter 2000)

Vor ein paar Tagen habe ich mich mit Freunden über das Beten unterhalten. Jeder hat da seinen eigenen Stil und seine eigene Methode. Morgens oder abends, laut oder leise, alleine oder in Gemeinschaft mit anderen, im Sitzen, Stehen oder Liegen, selten oder häufig, lang oder kurz. Ich finde die Vielfalt spannend … und ich glaube auch, dass Gott sich an dieser Vielfalt freut, sonst hätte er uns Menschen nicht so unterschiedlich gemacht.

Eines aber kann ich aus Erfahrung sagen, es kommt im Leben manchmal eine Zeit, da willst du nicht beten oder du kannst es nicht. Manchmal fehlen einem die Worte, oder die Emotionen schlagen wie hohe Wellen über einem zusammen. Kein klarer Gedanke im Kopf, kein strukturiertes Gebet in der Formulierung, kein Wort will über die Lippen kommen.

Ist es nicht wunderbar, dass Gott uns auch in dieser Situation nicht alleine lässt? Wir müssen nicht zu bestimmten Uhrzeiten jeden Tag bestimmte Gebete abspulen, wie es in anderen Religionen vorgeschrieben ist. Bei uns steht die BEZIEHUNG mit dem lebendigen Gott durch seinen Sohn Jesus Christus im Vordergrund, nicht ein Regelwerk oder ein Gesetzeskodex. Und zu alledem hat uns Jesus, wie er es versprochen hat, seinen Heiligen Geist hinterlassen.

Und dieser Geist hat eine wunderbare Wirkung in uns; nicht nur erklärt er uns das Wort Gottes, er arbeitet auch zusammen mit unserem Gewissen, um uns nötigenfalls der Sünde zu überführen. Genauso tröstet und forscht und erinnert uns der Geist Gottes, er gibt Zeugnis und erinnert uns. Hier im Römerbrief nennt uns der Apostel Paulus zusammen mit seinem Co-Author Tertius noch eine wichtige Aufgabe des Heiligen Geistes: wenn wir mal nicht mehr wissen, was wir beten sollen (oder können, ergänze ich hier), dann übernimmt er für uns das Gebet. Ist es nicht wunderbar, wie Gott das eingerichtet hat?

Frage: wie kann ich dem Heiligen Geist mehr Raum in meinem Leben geben? Wie kann ich Gott darum bitten, dass er mir noch mehr von seinem Geist schenkt? Wie kann ich mein Leben mehr und mehr nicht aus meiner eigenen, menschlichen, beschränkten Kraft heraus sondern aus Gottes unendlicher Kraft durch seinen Geist leben?


Photo by Yasin Arıbuğa on Unsplash

Freitag, 1. Mai 2020

1. Mai 2020: vom sanften Säuseln


Er aber sprach: Komm heraus und tritt auf den Berg vor den Herrn! Und siehe, der Herr ging vorüber; und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging vor dem Herrn her; der Herr aber war nicht in dem Wind. Und nach dem Wind kam ein Erdbeben; aber der Herr war nicht in dem Erdbeben.
Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht in dem Feuer. Und nach dem Feuer kam die Stimme eines sanften Säuselns.
Und es geschah, als Elia dieses hörte, da verhüllte er sein Angesicht mit seinem Mantel, und er ging hinaus und trat an den Eingang der Höhle. Und siehe, da kam eine Stimme zu ihm, die sprach: Was willst du hier, Elia?
(1. Könige 19:11-13 // Schlachter 2000)

Ich dachte mir schon, mit der Überschrift liest das sicher jeder. Das sanfte Säuseln. Was hat das in der Bibel verloren? Aber genau so steht es da, in der Geschichte vom Propheten Elia. Gott präsentiert sich ihm … aber nicht als Wind … oder als Erdbeben … oder als Feuer … sondern mit der Stimme eines sanften Säuselns. Andere übersetzen das mit einer leisen Stimme, einem weichen Flüstern, einer sanften Brise. Das hebräische Wort an der Stelle ist etwas lautmalerisches, wie auch die flüsternde Stimme in Hiob 4:16.

Der Gott des Universums, der Schöpfer des Himmels und der Erde, der Berge zerreißen und Felsen zerbrechen kann, begegnet seinem Diener, seinem Sprachrohr, dem Propheten Elia als ein sanftes Säuseln. Ich bin mir sicher, Gott kann auch anders. Aber hier lohnt es sich, das ganze Kapitel oder noch besser, die ganze Geschichte von Elia zu lesen. An dieser Stelle wird er gejagt, läuft davon, und er ist frustriert. Am liebsten möchte er sterben. Aber Gott versorgt ihn 40 Tage und Nächte mit Essen und Trinken. Und dann tut er sich immer noch leid. Daraufhin begegnet ihm Gott und macht ihm klar … Gott ist immer noch Gott und auch in der schwierigen Zeit des Propheten Elia gibt es 7000 Menschen, die ihre Knie noch nicht vor dem falschen Gott Baal gebeugt haben. Elia ist nicht alleine!

Frage: Fühle ich mich auch manchmal so? Ungeliebt, verfolgt, alleine auf weiter Flur? Vielleicht kann ich es in solchen Situationen gar nicht begreifen, dass Gott mich trotzdem erhält. Wie kann ich mir Zeit nehmen um auf Gott zu hören, auch wenn er mir nur in einem sanften Säuseln begegnet? Wie stelle ich den Lärm der Welt, die Gedanken im Kopf, das Handy, die Mitmenschen ab um zu realisieren „meine Zeit steht in deinen Händen“ und „nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir“?


https://www.pbs.org/wgbh/nova/article/dandelion-seed-flight/

Bibelstunde 29. April 2024: Lukas-Evangelium Kapitel 3-7

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